Ein regelmäßiger Blick auf die Beschaffenheit der Fingernägel lohnt sich, denn sie sind erstaunliche kleine Fenster zu unserer Gesundheit.
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) bietet eine breite Palette von Heilmethoden, die seit Tausenden von Jahren praktiziert werden. Insbesondere die Akupunktur hat sich inzwischen auch in der westlichen Medizin durchgesetzt und kann bei der Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmerzen eingesetzt werden.
Starke Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit sowie Übelkeit und Erbrechen: Eine Migräneattacke setzt die Patientinnen und Patienten außer Gefecht. Sowohl zur Akuttherapie als auch zur Vorbeugung von Migräne kann Akupunktur echte Erleichterung bringen.
Was Akupunktur bewirkt
Die Akupunktur hat ihren festen Platz im breiten Spektrum der naturheilkundlich orientierten medizinischen Therapien.
Die Grundlage der Akupunktur ist das Konzept des Qi, der Lebensenergie, die durch Meridiane oder Energiebahnen im Körper fließt. Ein Ungleichgewicht oder Stau dieser Energie kann zu Krankheiten und Beschwerden führen. Durch das Setzen von Nadeln an bestimmten Punkten kann dieses Ungleichgewicht korrigiert und der Energiefluss wiederhergestellt werden.
Auf biochemischer Ebene wird angenommen, dass Akupunktur die Ausschüttung von Endorphinen, den körpereigenen Schmerzmitteln, stimuliert. Zusätzlich kann sie die Durchblutung verbessern, das Immunsystem stärken und entzündungshemmende Effekte haben, die auch bei der Behandlung von Kopfschmerzproblematiken wirksam werden können.
Lesen Sie hier zunächst, wie sich die Symptomatik von Spannungskopfschmerz und Migräne unterscheidet.
- Der Spannungskopfschmerz tritt meist beidseitig auf und hat einen drückenden, dumpfen Charakter. Weitere Symptome treten eher selten auf.
- Bei Migräne tritt der Schmerz meistens nur einseitig auf, in der Regel gut lokalisierbar, ist hämmernd und pulsierend, und meistens auch recht stark. Begleitend kann Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, Erbrechen und Übelkeit auftreten.
Medizinisch erforschter Nutzen zu Akupunktur bei Migräne und Spannungskopfschmerzen
Der medizinische Nutzen der Akupunktur, insbesondere im Kontext von Kopfschmerzen, wurde in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht. Die Ergebnisse mehrerer randomisierter kontrollierter Studien und systematischer Übersichtsarbeiten weisen auf die Wirksamkeit der Akupunktur bei der Reduzierung der Intensität und Häufigkeit von Migräneattacken hin.
In einer groß angelegten Studie, die im „Journal of the American Medical Association“ veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass Akupunktur eine signifikant wirksame Ergänzung zur Standardbehandlung mit Schmerzmitteln und prophylaktischen Medikamenten war. Die Teilnehmer, die mit Akupunktur behandelt wurden, berichteten über weniger und weniger intensive Migräneattacken, und dieser Effekt hielt über mehrere Monate an.
Eine andere Studie, die im „British Medical Journal“ erschien, verglich echte Akupunktur mit Scheinakupunktur, bei der Nadeln an nicht-spezifisch-therapeutischen Punkten gesetzt wurden. Beide Gruppen zeigten eine Besserung, aber die echte Akupunktur-Gruppe hatte deutlich bessere Ergebnisse in Bezug auf Schmerzlinderung und Reduzierung der Kopfschmerztage.
Auch bezüglich der Spannungskopfschmerzen kommen zahlreiche Studien zu dem Schluss, dass Akupunktur eine wirksame und sichere Methode zur Behandlung chronischer Spannungskopfschmerzen darstellt, wobei die Behandelten sowohl eine Reduzierung der Häufigkeit als auch der Intensität der Schmerzen berichteten.
Für wen Akupunktur geeignet ist: Möglichkeiten und Behandlungsablauf
Menschen, die unter immer wiederkehrenden und schweren Kopfschmerzattacken leiden, können durch regelmäßige Akupunktursitzungen auch langfristig eine signifikante Besserung erfahren. Generell ist es sinnvoll, vor Aufnahme einer Akupunkturbehandlung ärztlichen Rat einzuholen und die Eignung zu besprechen. Entsprechende Vorerkrankungen können für eine Akupunkturbehandlung kontraindikativ wirken.
Im Prinzip ist die Akupunktur für viele verschiedeneAltersgruppen geeignet.
Die Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmerzen mit Akupunktur bei Erwachsenen ist am besten erforscht. Akupunktur als Akuthilfe und vorbeugende Maßnahme ist inzwischen sehr beliebt. Auch bei älteren Menschen kann Akupunktur angewendet werden, jedoch sollte hier die Notwendigkeit eventueller Anpassungen geprüft werden, insbesondere, wenn andere Erkrankungen vorliegen.
Akupunktur bei Kindern
Wenn der Akupunkteur oder die Akupunkteurin Erfahrung in der Behandlung von Kindern hat und auch weiß, wie gewöhnliche Vorbehalte gegenüber Nadeln abgebaut werden können, können bei Kindern und insbesondere Jugendlichen mit Spannungskopfschmerzen und Migräne gute Behandlungserfolge erzielt werden.
Vorgehen und Häufigkeit bei Akupunkturbehandlungen
Eine Akupunktursitzung beginnt typischerweise mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Therapeut Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand, Lebensstil und spezifischen Symptomen stellt. Basierend auf diesen Informationen wählt der Therapeut die spezifischen Akupunkturpunkte aus.
Die Nadeln, die in der Akupunktur verwendet werden, sind sehr dünn und Sie werden diese in der Regel kaum spüren. Die Nadeln bleiben für 20 bis 30 Minuten im Körper. Die Häufigkeit und Anzahl der Behandlungen variieren je nach Beschwerdebild. In der Anfangsphase sind häufig 1-2 Sitzungen pro Woche empfehlenswert. Im Schnitt sind 15 Behandlungen notwendig. Mit fortschreitender Besserung kann die Frequenz reduziert werden. Es kann sein, dass Sie nach einer initialen Serie von Behandlungen regelmäßige Auffrischungssitzungen benötigen, um die Ergebnisse aufrecht zu erhalten. Auch ein wiederholtes Behandlungsintervall – trotz anhaltender Beschwerdefreiheit – nach einer Therapiepause kann den Langzeiterfolg sichern.
Bitte beachten Sie außerdem, dass es möglicherweise noch andere Bausteine in der Behandlung Ihrer Akupunktur bedarf, um einen langfristigen und idealerweise auch vorbeugenden Behandlungserfolg zu erzielen.
Mögliche Nebenwirkungen einer Akupunkturbehandlung
Akupunktur gilt im Allgemeinen und auch bei Migräne und Spannungskopfschmerz als nebenwirkungsarm. Dennoch können einige Begleiterscheinungen auftreten. Dazu gehören z. B.
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit nach der Behandlung
- Hautrötungen, Blutergüsse oder Schmerzen an der Einstichstelle
- in sehr seltenen Fällen Nervenreizungen und Schwindel
Akupunktur bei Migräne: Finanzierung durch die Krankenkasse
Einige gesetzliche Krankenkassen erkennen die Akupunktur als therapeutisch sinnvolle, alternative Behandlungsmethode an und beteiligen sich anteilig an den Kosten. Vor dem Beginn einer Akupunkturtherapie sollten Sie die Kostenübernahme mit Ihrer Krankenkasse klären.
Begleitende Hilfe bei Migräne und Spannungskopfschmerzen
Durch einige Modifizierungen in Ihrem Alltag können Sie Ihrem Körper helfen, das Auftreten von Migräne und Spannungskopfschmerzen zu reduzieren.
So können bei Migräne Akupressur, verschiedene Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training helfen, Spannungszustände im Körper zu lindern, die Migräne und andere Kopfschmerzen begünstigen können. Eine regelmäßige sportliche Betätigung fördert Durchblutung und Stressabbau. Nicht zuletzt sorgt ausreichender und vor allem regelmäßiger Schlaf für die nötige Regeneration. Wichtig ist es auch, die Triggerfaktoren zu kennen, die Migräne oder Spannungskopfschmerzen auslösen. Häufig sind es Schlafmangel, Stress, Verspannungen evtl. auch Hormonveränderungen und manche Nahrungsmittel.
Auch eine ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen Mikronährstoffen kann vorbeugend wirken. Bei Migränepatienten hat sich herausgestellt, dass sie oft niedrige Werte von Vitamin B2, (Riboflavin), Coenzym Q10 und Magnesium haben, die sehr wichtig für den Energiestoffwechsel im Gehirn sind. Kapseln, die ausreichend hoch dosiert sind, haben sich in der Prophylaxe der Migräne als hilfreich erwiesen, sollten aber über längere Zeit eingenommen werden. Entsprechende Präparate erhalten Sie bei uns in der Apotheke.
Schmerzmittel gezielt und bedacht einsetzen
Insbesondere als Akuttherapie hat eine ärztlich begleitete Schmerzmedikation schon vielen Patienten Erleichterung verschafft. Verschiedene Wirkstoffgruppen stehen rezeptfrei zur Verfügung, wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Paracetamol. Diese sind teilweise auch mit einander kombiniert, manche Präparate enthalten ergänzend Coffein. Bei Migräne ist zusätzlich die Einnahme von Triptanen eine Möglichkeit, wobei manche Wirkstoffe in geringer Menge auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich sind – wir beraten Sie gern. Ergänzende Mittel wie ätherische Öle, Schüssler-Salze, Nahrungsergänzungsmittel wie zum Beispiel Magnesium sowie Kühl- oder Wärmekissen können helfen, die benötigte Schmerzmitteldosis zu verringern.
Frank Kleis,